Wikinger
- Das Weltbild der Wikinger -
Bei unseren Reisen sind wir immer wieder auf das Erbe der Wikinger gestoßen. Um sie und ihre Kultur
zu verstehen, war es irgendwann für uns unumgänglich, daß wir uns auch mit dem Weltbild der Wikinger
befassen. Hier aber lag für uns ein Problem. Je nach Herkunftsland der Quellen unterscheiden sich die
Sagen teilweise erheblich, sie widersprechen sich manchmal sogar. Daher haben wir uns auf Norwegen
konzentriert.
Diese Seite ist weder wissenschaftlich, noch vollständig. Auch kann hier der eine oder andere Fehler
verborgen sein. Wir wollen möglichst nachvollziehbar das Weltbild der Wikinger so vermitteln, wie
wir es verstehen.
Nicht mehr ... aber ... auch nicht weniger.
- Die norwegische Schöpfungsgeschichte -
Religion und Mythos
Ginnungagap:
Am Anfang der Welt stand das Nichts (Ginnungagap). Der endlose Raum in dem ein Gott, der Allvater, lebte.
Hier entstand die Esche (Yggdrasil), der Baum der Welt.
Unter der südlichen Wurzel der Esche lag das Reich Muspell. Bedingt durch die ewige Hitze konnte dort
niemand leben. Muspell wurde von dem Riesen Surtr mit seinem brennenden Schwert bewacht. Hier ist der Ort
des Feuers, dessen Funken bis nach Ginnungagap flogen.
Unter der nördlichen Wurzel der Esche lag das Reich Niflheim. Das Land der Dunkelheit und des Nebels.
Unter der größten Wurzel der Esche lag der blubbernde Kessel Hvergelmir. Er speiste die 12 gewaltigen
Flüsse mit Wasser. Das Wasser floss nach Ginnungagap und verwandelte sich dort in Eis.
In Hvergelmir lebte auch Nidhug, der schreckliche Drache. Er ernährte sich von den Wurzeln
der Esche. Sollte Nidhug dabei den Baum zerstören, würde die Welt untergehen. Er ist auch unter den Namen Nidhöggr,
Nidhögg, Nidhogg oder Nidhöggur bekannt.
Yggdrasil ernährte sich aus der heiligen Quelle Urdr. Hier saßen auch die drei Nornen Skuld, Werandi und Urd.
Sie spannen die Fäden des Schicksalsgewebe, daß alle Welt und auch die Götter verstrickte. Zudem
sprengten die Nornen Wasser aus der der heiligen Quelle über die immergrünen Blätter von Yggdrasil. Es tropfte
wieder als honigsüßer Met zu Boden.
In Ginnungagap trafen das Feuer und das Eis aufeinander und es stiegen gewaltige Dampfwolken auf. Sie
verwandelten sich in Raureif und füllen Ginnungagap damit auf.
Bei Niflheim gab es unvorstellbare Stürme mit endlosem Regen. Bei Muspell trafen die Funken auf den
Raureif. So entstand in der Mitte ein warmes Meer. Dieses Meer wird durch den ersten der Frostriesen
(Ymir) verkörpert.
Auf dem höchsten Zweig von Yggdrasil lebte ein Adler, zwischen dessen Augen der Falke Vedfolnir hockte.
Er hatte die Aufgabe Erde, Himmel und Niflheim zu beobachten.
Zwischen den Zweigen von Yggdrasil streiften vier Rehe umher. Durathor, Dain, Dvalin und Duneyr genannt.
Von ihren Geweihen fielen Tropfen und bildeten die Flüsse der Welt.
Am Stamm von Yggdrasil rannte ständig das Eichhörnchen Ratatosk auf und ab. Es verbreitete ständig üblen
Tratsch zwischen dem Adler und Nidhug dem Drachen. So hoffte es darauf, daß sie sich den Krieg erklärten.
Schöpfung:
In Ginnungagap taute der Raureif und es entstand Audhumla, die Kuh. Ymir der Frostriese ernährte sich
von der Milch, der vier Ströme aus ihrem Euter.
Audhumla leckte am salzigen Eis und am ersten Tag wurden die Haare eines Wesens sichtbar. Audhumla leckte
weiter und am zweiten Tag wurde der Kopf des Wesens sichtbar. Audhumla leckte weiter und am dritten Tag
war der Körper des Wesens frei. Dieses Wesen trug den Namen Buri. Das Wesen Buri ist der Urahn aller Götter.
Während Audhumla das Wesen freileckte schlief Ymir und schwitzte dabei. Aus dem Schweiß seiner linken
Achselhöhle entstanden der erste Mann und die erste Frau. Aus der Paarung von Ymirs Beinen entstand
Thrudgelmir, der sechsköpfige Riese. Sein Sohn Bergelmir ist der Vorfahre der Frostriesen.
Das Wesen Buri hatte einen Sohn (Börr). Buri und Börr kämpften gegen die bösen Riesen. Dieser Kampf dauerte
lange, endlos lange, bis zu jenem Tag als Börr die Riesin Bestla heiratete. Bestla gebar drei Söhne: Ve, Vili
und Odin (Wotan).
Börr und seine Söhne erschlugen Ymir und ertränkten alle Riesen in seinem Blut. Nur Bergelmir und seine Frau
konnten mit einem Langschiff entkommen. Sie flüchteten nach Jotunheim und bekamen dort fünf Söhne. Sie sind die
Frostriesen und betrachten die Götter als Feinde.
Ve, Vili und Odin blieben bei der Leiche Ymirs und streckten sie über ganz Ginnungagap. Dann zerhacken sie die
Leiche in Stücke aus denen die Welt wurde.
- Aus dem Fleisch erschufen sie Midgard, die Welt der Sterblichen.
- Aus den ganzen Knochen erschufen sie die Berge.
- Aus den zerbrochenen Knochen, Kiefer und Zähnen erschufen sie die Steine, Klippen und Felsen.
- Aus dem Blut erschufen sie die Meere.
- Aus dem Gehirn erschufen sie die Wolken.
- Aus dem Schädel erschufen sie die Himmelskuppel.
Die Himmelskuppel musste getragen werden. Darum erschufen sie für jede Himmelsrichtung einen Zwerg, der diese
Aufgabe übernehmen musste. Ihre Namen waren: Nordri, Sudri, Westri und Austri.
Aus den Feuern Muspells erschufen sie das Licht. Aus den beiden hellsten Funken entstanden so die Sonne (Sol)
und der Mond (Mani). Sonne und Mond sind zwei Wesen, die jeweils in eine Kutsche gesetzt wurden um über den Himmel
zu fahren. Die Kutsche der Sonne wurde von zwei Pferden (Alsvin und Arvakr) gezogen, die durch kühlende
Kräfte und den Schutzschild Svalin vor der Hitze geschützt waren.
Die Kutsche des Mondes wurde von dem Pferd Alsvider gezogen. Mani der Mond hatte zwei Wächter. Es waren
Kinder (Hiuki und Bil), die für das Wachsen und Schrumpfen der Mondsichel verantwortlich waren.
Mani und Sol werden von den Wölfen Sköll und Hati über den Himmel gejagt. Erwischen die Wölfe ihre Beute, so
verdunkelt sich die Erde. Nur der Lärm der Menschen in Midgard kann die Wölfe vertreiben und das Licht
wieder leuchten lassen.
Erst bei Ragnarok (die letzte Schlacht um die Welt) werden die Wölfe Sieger sein und die Götter dem Bösen
unterliegen.
Wesen:
Die Tocher von Nori dem Riesen hatte eine Tochter (Nott), die Kinder von drei Ehemännern hatte.
Vom ersten Mann (Naglfari) den Sohn Aud. Vom zweiten Mann (Annar) die Tochter Fjörgyn und vom
dritten Mann (Dellinger) den Sohn Dag. Da Dellinger mit Odin, Ve und Vili verwandt war, schenkten
sie ihm eine Kutsche mit dem Pferd Hrimfaxi. Von nun an konnte er über den Himmel fahren.
Dag sein Sohn war so wunderbar, daß auch er eine Kutsche mit dem Pferd Skinfaxi erhalten hat.
Die Mähne dieses Pferdes strahlt so hell, daß sie die Erde erleuchtet.
Von den Göttern wurden noch weitere Wesen (Wächter) erschaffen. Sie waren zuständig für den Wechsel
von Jahreszeiten (Sommer und Winter) und Tageszeiten (Morgen, Vormittag, Mittag, Nachmittag, Abend
und Mitternacht).
Ve, Vili und Odin hatten Ymir zerhackt. In seinem Fleisch (Midgard) fanden sie Maden. Aus
Achtung vor diesen Tieren gaben sie ihnen eine Gestalt. Dabei unterschieden sie durchaus die
Gesinnung der Maden.
Maden mit unguter Moral wurden zu Zwergen, Gnome, Kobolde, Trolle oder Schwarze Elfen. Sie durften
nicht an das Tageslicht kommen, da sie sonst zu Stein verwandelt wurden.
Maden mit guter Moral wurden zu Elfen und Feen. Sie durften im Reich von Alfheim
(zwischen Himmel und Erde) leben.
Aus einem Paar von Bäumen schufen die Götter die ersten Menschen. Verantwortlich für das Leben und
den Geist war Odin. Vili war verantwortlich für Verstand und Beweglichkeit und Ve für die Sinne. Den
ersten Mann nannten sie Askr und die erste Frau Embla.
Asgard:
Nach der Schöpfung wollten die Götter nun ihr eigenes Reich haben und so schufen sie neben
Midgard (das Reich der Sterblichen) das Reich der Götter Asgard. Da Asgard hoch über der Erde
auf einer Ebene namens Idavold schwebte, konnten die Sterblichen Asgard nicht sehen.
Idavold wurde von der restlichen Welt durch den Fluß Ifing getrennt. Es bestand jedoch eine
Verbindung zwischen Asgard und Midgard. Es war die magische Brücke Bifrost, der Regenbogen.
Seine Farben entstanden aus Wasser, Luft und Feuer. Nur die Götter konnten Bifrost benutzen.
Da die Brücke unter dem Gewicht der Götter zusammenbrechen konnte, gingen die Götter nur
sehr langsam darüber. Der Gott Thor hat sie nie benutzt.
Am Ende des Regenbogens stand in Midgard der Gott Heimdall. Er hatte ein Horn, mit dem er
jedesmal einen tiefen Ton blies wenn ein Gott die Brücke überquerte.
In Asgard lebten die Götter ein wunderbares Leben. Sie tranken Met, aßen Schweine, liebten
und stritten. Die Aufregung gehörte trotzdem zum Alltag. Die Riesen bedrängten sie, Konflikte
und Rivalitäten beschäftigten sie unentwegt.
Alle Welten wurden durch den Stamm und die Wurzeln der Esche Yggdrasil miteinander verbunden.
Götter:
Die Götter wurden von zwei Familien gebildet.
Die Vanir (oder Wanen), Fruchtbarkeitsgötter, die eng mit Wind
und Meer verbunden waren. Sie wurden erst nach erbitterten Kämpfen in Asgard aufgenommen und bildeten
dort eine Art Opposition.
Die Familie der Aesir (oder Asen), denen Odin und seine Brüder angehörten.
Lange wütete ein Krieg zwischen Aesir und Vanir, er endete in einem Waffenstillstand. Die Vanir schickten
Njord und seine zwei Kinder Frey und Freya nach Walhall (Walhalla). Die Aesir schickten Mimir und Hoenir
(ein Bruder Odins) dorthin. So war zumindest Waffenstillstand erreicht.
Odin:
Odin (Wotan) war der große Vorsitzende des nordischen Götterrates - Herr des Himmels, Beherrscher aller Mysterien,
Schlachtenlenker, und Totengott. An seinem reich beschnitzten Thron lagen zwei Wölfe - Freki und Geri.
Seine Kundschafter waren die beiden Raben Hugin und Mugin. Doch das reichte ihm nicht. Um einen Blick in
den Born der Erkenntniss werfen zu können opferte Odin ein Auge und sah dennoch mehr als jeder andere.
Seine magische Kraft erlaubte es ihm seine Gestalt nach belieben zu wechseln.
Doch auch dies reichte ihm nicht. In einem mythischen Selbstopfer hing er neun Tage in den Ästen von Yggdrasil
und hatte sich mit einem Speer verwundet. Dabei fand er die magischen Stäbchen. Unter großen Qualen konnte er
sie erreichen und wurde somit zum Runenmeister. Zu dieser Zeit dienten die Schriftzeichen noch mehr der Magie
als der Verständigung. Erst später wurden die Runen zur Schrift der Wikinger.
Besondere Bedeutung für die Wikunger bekam Odin, weil er mit Goldhelm, blinkender Rüstung und mit seiner Lanze
(Gungnir) auf seinem achtfüßigen Pferd Sleipnir durch die Wolken ritt.
Odin beschloss die tapfersten Krieger, die jemals gelebt haben, als sein Gefolge um sich zu scharen. So
erschuf er einen riesigen Saal. Es war der "Saal der in der Schlacht Gefallenen" ... es war Walhall.
Thor:
Thor (Tur) war bei den Wikingern so beliebt, daß sie sich auch "Thors Volk" nannten. War er doch ein
absoluter Hühne,
rotbärtig mit gewaltigem Bizeps, leicht erregbar und mit fürchterlichem Zorn. Er bewohnte einen Palast mit
540 Sälen und feierte dort unglaubliche Gelage. Bei einer Mahlzeit verspeiste er einen ganzen Ochsen,
acht Lachse und trank dabei drei Fässer Met. Raufereien waren an der Tagesordnung und er bestand
zahllose Kämpfe mit den Riesen. Zuständig war er für das Korn, das Heu und das Jungvieh. Er schenkte
Tau und Regen, Sonne und Wind, gab den Männern Kraft und machte die Frauen fruchtbar. Er schützte
Brauchtum, Sippen und Familien, schlug den Hammer mit den Schmieden und segelte über das Meer.
Da Thor nicht gerade der hellste war, begleitete ihn oft Loki, hinterhältig und pfiffig, und Thor gehorsam.
Thor zog oft mit seinem Bockgespann durch die Wolken und randalierte dabei mit seinem Hammer. In
Kämpfen war er unbesiegbar da er einen Gürtel hatte, der seine enormen Kräfte verdoppelte. Seine
eisernen Handschuhe gaben extremen Halt für seinen Hammer und sein Hammer "Mjölnir" konnte geworfen
werden. Dabei versprühte er Blitze und kam immer wieder zu Thor zurück. Darum hatte Thor auch den
Beinamen Donnergott.
Loki:
Loki war der Gott des Feuers. Intelligent, verschlagen und hinterhältig war er. Er konnte lebende Wesen
erschaffen, wie Sleipnir, Fenris der Götterwolf und die Midgardschlange. Dazu konnte er jede beliebige
Gestalt annehmen und hatte Schuhe mit denen er im Nu verschwinden konnte. Er stellte andere Götter bloß,
stellte allen Göttinnen nach, verbreitete Lug und Trug und war ein scheinheiliger Untergebener von Thor.
Für die Wikinger war er halb Gott und halb Teufel. Daher sagen auch heute noch die Norweger immer wenn sie
ein Feuer prasseln hören: "Loki schlägt seine Kinder".
Tyr:
Tyr war der Kriegsgott. Der einzige der Fenris bezwingen und an eine Kette legen konnte. Dabei verlor
er jedoch eine Hand, die Hand der Gerechtigkeit. Dadurch galt er als besonders redlich und die
irdischen Thing-Versammlungen (Thing oder Ting) standen unter seinem Schutz. Er schlichtete Streitereien, hütete Verträge,
vollzog Eheschließungen und war der Hüter der Gesetze.
Baldr:
Baldr wurde auch "Der Leuchtende" genannt. Er war ohne Makel, voller Güte, Reinheit und Tugend. Wegen seiner
Sanftmut und seinem guten Willen war er der Versöhner aller Feinde. Seine Sanftmut nutze Loki schamlos aus und
tötete Baldr mit einem Pfeil aus einem Mistelzweig. Zu Baldr´s Begräbnis kamen sogar die Riesen in tiefer Trauer.
Heimdall:
Heimdall war der Wächter von Bifrost. Er stand am Ende des Regenbogens in Midgard. Mit seinem Horn blies er jedesmal
einen tiefen Ton wenn ein Gott die Brücke überquerte. Das Horn wurde "Gjallarhorn" oder "Horn von Walhall" genannt.
Freyr:
Freyr war der Hauptgott der Wanen, ein Zauberer. Sein Wagen wurde von einem goldenen Eber gezogen,
sein Schwert konnte selbständig zuschlagen und sein Schiff war das wunderbarste aller Götter. Freyr der Zauberer
hatte ein großes Herz für alle menschlichen Nöte. Er selbst hatte aber auch sehr menschliche Gelüste, weshalb er
auch "Freyr der Fruchtbare" genannt wurde. Er hatte eine Schwester namens Freyja.
Freyja:
Freyja die Göttin der Liebe, besaß ein Gewand aus Falkenfedern, mit dem sie nach belieben ihre Figur
verändern konnte.
Ihr goldenes Halsband wurde von vier Zwergen erschaffen.
Freyja war aber auch die Dame von Walhall. Dort empfing sie die gefallenen Wikinger und wies
ihnen je nach Sippe und Rang den entsprechenden Platz an Odins Tafel an. Zudem war sie auch die
Herrscherin über die Walküren.
Walküren:
Die Walküren (später, und in anderen Sagen, auch Amazonen genannt) waren begehrenswerte Kriegerinnen
mit Metallbüstenhaltern und starken Waffen. Von ihrem Wesen her konnten sie durchaus auch als
sadistisch bezeichnet werden. So webten sie zum Beispiel aus den Eingeweiden der Menschen Teppiche.
Als Gehilfinnen des Kriegsgottes Tyr ritten sie auf feurigen Hengsten oder Wölfen über die Schlachtfelder
und brachten die toten Wikinger nach Walhall. Dabei nahmen sie machmal die Gestallt von Ungeheuern an und
ließen blutigen Regen auf die Erde strömen.
In Walhall waren sie die Dienerinnen der Toten und boten ihnen bei den großen Gelagen auch fleischliche
Dienste an, bei denen sie jedoch immer Jungfrauen blieben.
Die bekanntesten Walküren waren Brunhild, Alvit, Olrun, Svanhit und Gudrun. Gerade Brunhild ist wohl durch
das Nibelungenlied sehr bekannt geworden. In der Vermischung der nordischen Sagen und dem Nibelungenlied
entstand die Beziehung zwischen Brunhild und Sigurd (Siegfried).
Walhall:
Walhall (nordischer Name) oder Walhalla (germanischer Name) bezeichnen letztendlich den gleichen
Ort. Da wir uns auf die Wikinger beziehen verwenden wir natürlich den Namen Walhall.
Odin beschloss die tapfersten Krieger, die jemals gelebt haben, als sein Gefolge um sich zu scharen. So
erschuf er einen riesigen Saal bzw. eine Halle. Es war der "Saal der in der Schlacht Gefallenen" ... es
war Walhall.
Hier legten die Wikinger jeden Morgen ihre Rüstungen erneut an um auf der Ebene vor Walhall in die
Schlacht zu ziehen. An jedem Abend erwachten sie wieder ohne Verletzungen zu neuem Leben und zogen
wieder Heim nach Walhall. An Odins Tafel erwartete sie dann ein gigantisches Gelage mit Schweinebraten und
Met. Das Fleisch stammt von dem Eber Saehrimnir, der von Walhall´s Koch Andhrimnir, jeden Abend neu
geschlachtet und zubereitet wurde. Der Met floss aus dem Euter von Odins Kuh Heidrun und wurde aus den
Schädeln der Feinde getrunken. Bedient und fleischlich verwöhnt wurden die Wikinger dabei von den
Walküren.
Walhall zu erreichen war das Lebensziel der Krieger der Wikinger.
Ragnarok:
Ragnarok, auch als Götterverhängnis oder Götterdämmerung bezeichnet, ist das Ende der Welt. Aus
unserer Sicht die Apokalypse und aus Sicht der Wikinger die letzte Schlacht um die Welt.
Ragnarok begann nicht von heute auf morgen. Zu lange hatten die Götter Lug und Trug von Loki geduldet. Beim
Bau von Asgard verwandelte sich Loki in eine Stute und lockte das Pferd des Riesenbaumeister von der
Baustelle fort. Da so Asgard nicht rechtzeitig fertig wurde, verwehrten die Götter dem Riesen seinen
versprochenen Lohn. Er sollte die Sonne, den Mond und Freyja erhalten. Als der Riese seinen Lohn wütend
einforderte, wurde er von Thor erschlagen.
Auch nahmen die Götter mit Gullveig, der Hexe, schwere Schuld auf sich. Nur Gullveig konnte Gold
erschaffen. Da die Hexe den Göttern das Geheimnis nicht verraten wollte, wurde sie bis zum Tode
gefoltert und anschließend dreimal verbrannt.
Hinterlist und Untaten waren die Ursachen für Ragnarok.
Langsam etwickelte sich aus dem Bösen Fimbulvetr, der ewige Winter. Zu dieser Zeit rief Odin alle
gefallenen Krieger nach Walhall. Sein Heer füllte ganz Asgard aus. Er rief Heimdall zurück nach
Asgard und lies ihn mit seinem Horn das Heer befehligen. Und Heimdall blies ... mit aller Macht, so
daß die Zweige Yggdrasils erzitterten, die Erde bebte, Bifrost brach, Fenris sprengte seine Fesseln
und die Weltenschlange Jormungand ließ das Meer über die Küsten peitschen. Die Schlacht begann.
Odin und seine Walküren stürzten sich als erste in den Kampf. Dabei wird Odin von Fenris getötet.
Odins Sohn Vidar kann mit seinem Schwert Fenris, durch einen Hieb in sein Herz, töten. Jormungand
wird von Thor erschlagen, dabei kann sie ihn aber noch mit einem ihrer Zähne vergiften, woran Thor
stirbt. Heimdall und Loki töten sich gegenseitig im Zweikampf. Auch Garm und Tyr lassen ihr Leben
im Zweikampf. Surtr der Riese setzt mit seinem Schwert Yggdrasil in Brand. Die Vernichtung der Welt
ist im Gange.
Am Ende der Schlacht bleibt nur Verwüstung und Tod. Ein Himmel ohne Sterne und Sonne, nackter Fels und gähnende
Leere bestimmen die Kälte. Es bleibt das Chaos. Doch auch das Chaos vergeht im Nichts.
Neue Welt:
Es gab das Nichts. Doch im Nichts konnte etwas überstehen. Ein kleiner Funke, der Funke des Lebens.
So konnte Baldr der Gütige wieder auferstehen. Neues Land stieg langsam aus den Fluten und konnte
sich wieder begrünen und nach und nach kehrten auch die Tiere zurück.
So entstand die Neue Welt. Eine Welt voller Güte, Reinheit und Glück.
Die Neue Welt ist auch der Ort an dem ein neuer Gott aufersteht. Er ist so groß und mächtig, daß er keinen
Namen trägt. Er ist "Gott".
Damit erklärt sich auch der religiöse Wandel der Wikinger.